Schuld Und Schuldgefühl: Zur Psychoanalyse Von Trauma Und Introjekt by Hirsch Mathias
Autor:Hirsch, Mathias [Hirsch, Mathias]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fachbücher, Psychologie, Klinische Psychologie, Trauma, Psychotherapie, Psychoanalyse, Film; Kunst & Kultur, Politik & Geschichte, Geschichte allgemein
ISBN: 9783647995021
Barnesnoble:
Herausgeber: Vandenhoeck & Ruprecht
veröffentlicht: 2014-06-18T00:00:00+00:00
Die »tote Mutter« – als eigenes basales Falsch-Sein erlebt
Das »tote Geschwister« bedeutet zuallererst einen Verlust für die Eltern; insofern schließt sich das Kapitel der »toten Mutter« nahtlos an, da es auch die Wege aufzeigt, auf denen ein unbewältigter Verlust an die nächste Generation weitergegeben wird. Wenn die engsten Pflegepersonen Verluste erlitten haben, die sie nicht genügend betrauert haben, und deshalb eine schwere Depression entwickeln, sind sie »psychisch tot, nicht existent … für das Erleben … [des] Kindes« (KITTLER 1991, S. 138). KITTLER (1991) hat GREENS Konzept prägnant referiert. Das Gefühl der Patienten ist nicht einmal so sehr das der Depression, vielmehr eines der Sinnlosigkeit, des basalen Unbefriedigt-Seins. Dadurch daß der Analytiker sich in der Gegenübertragung ausgeschlossen, nicht existent fühlt, schließt GREEN auf die psychische Nicht-Existenz der Mutter.
»Die Mutter ist nicht da, weil sie selbst in einer Depression gefangen und von dieser vollkommen absorbiert ist. Sei es, daß sie einen Toten betrauert, sei es, daß sie verlassen wurde oder, und das ist nicht zu selten, daß sie mit einem Abort oder einer Abtreibung fertig werden muß. Jedenfalls ist sie für ihr Kind zwar da, sorgt auch für dieses, ›aber das Herz ist nicht mehr dabei‹« (KITTLER 1991, S. 138).
Diesen Besetzungsabzug von seiten der Mutter erlebe das Kind nun als narzißtische Katastrophe, es resigniert.
»Nach anfänglichen Reparationsversuchen zieht es schließlich seinerseits die Besetzung von der Mutter ab und identifiziert sich (per primärer Identifikation) mit der ›toten Mutter‹, weil diese Identifikation die einzige Möglichkeit der Wiedervereinigung mit der Mutter darstellt. Es wird hinfort damit beschäftigt sein, das Grab der ›toten Mutter‹ zu hüten, die ›tote Mutter‹ zu nähren und am Leben zu erhalten … Denn hat das Kind die lebendige Mutter zwar verloren, so hat es immerhin die ›tote Mutter‹ sicher bei sich« (KITTLER 1991, S. 139).
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